Nach vier Handelstagen mit teils kräftigen Kursgewinnen verzeichnen die Ölpreise an den Börsen ICE und NYMEX heute Morgen wieder Verluste. Während kurzfristige Angebotsunterbrechungen weiter stützend wirken, überwiegen derzeit die bearishen Impulse aus geopolitischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen.
Ein zentraler Preistreiber in den vergangenen Tagen war die Sorge um russische Lieferausfälle. Grund dafür waren verstärkte ukrainische Drohnenangriffe auf russische Ölinfrastruktur, darunter auch ein bedeutendes Exportterminal, das durch einen Grossbrand stark beschädigt wurde. Infolge der Angriffe sollen bis zu 13 % der russischen Raffineriekapazität ausser Betrieb sein. Auch Benzinknappheit wurde regional gemeldet. Da ein Ende dieser Angriffe nicht absehbar ist und der Friedensprozess zwischen Kiew und Moskau zuletzt wieder ins Stocken geraten ist, bleibt dieser Aspekt kurzfristig preistreibend.
Gleichzeitig drohen neue Handelskonflikte: Ab Mittwoch treten zusätzliche US-Strafzölle in Höhe von 25 % auf indische Waren in Kraft – eine Reaktion auf Indiens anhaltende Importe von russischem Öl. Damit verdoppeln sich die bisherigen Zölle. Da ein Kompromiss in den Verhandlungen zuletzt nicht mehr in Sicht war, könnte die Massnahme erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Indien haben – den weltweit drittgrössten Ölverbraucher. Kurzfristig könnten die neuen Zölle zwar erneut die Lieferketten infrage stellen und damit stützend auf die Ölpreise wirken, mittel- bis langfristig belasten sie jedoch die Konjunkturaussichten und somit die Ölnachfrage.
Einen weiteren belastenden Faktor stellt die politische Unsicherheit in den USA dar: Die überraschende Entlassung einer US-Notenbank-Gouverneurin durch Präsident Trump wirft Fragen zur Unabhängigkeit der Zentralbank auf. Dies geschieht vor dem Hintergrund bereits schwächerer Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten, was das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität weiter dämpft. Auch dies könnte sich negativ auf die zukünftige Energienachfrage auswirken.
Insgesamt ergibt sich damit aus fundamentaler Sicht ein leicht bearishes Bild: Zwar bleiben Angebotsrisiken präsent, doch überwiegen derzeit die konjunkturellen und geopolitischen Belastungsfaktoren. Zudem besteht weiterhin die Erwartung eines Angebotsüberschusses in den kommenden Monaten.
Börsendaten 26.08.2025 um 08:54 Uhr
ICE-Gasoil SEP: 686.00$
ICE-Brent OKT: 68.42$
NY-Rohöl WTI OKT: 64.39$
US-Dollar/CHF: 0.8063
Rheinfracht nach Basel: 21.50